Deutsche Bahn: »Zerschlagung wäre der endgültige Ruin«, sagt Ex-SBB-Chef
Die Schweizer Bahn gilt als pünktlich und zuverlässig – und ist somit so etwas wie das Gegenteil der Deutschen Bahn. Ex-Chef Benedikt Weibel erklärt, was in Deutschland alles falsch läuft.
Highlights aus dem Interview:
«Natürlich waren die Beamtenbahnen verschlafen, die SBB auch. Wenn Sie aber meinen, Sie könnten mit dem Mindset eines Google-Mitarbeiters eine Bahn führen, dann ist das eine Verkennung der Lage.»
«Der Staat hat sich nie um die DB gekümmert. Zwar gab es in den Neunzigerjahren eine Bahnreform, doch dann wollte dieser Konzern – obwohl mit Steuergeldern alimentiert – plötzlich an die Börse, wollte weltweit unter den Top drei der Logistikfirmen sein.»
«Deutschland hat, wie die Schweiz oder England, ein verzweigtes System mit vielen Städten auf engem Raum. Da ergeben Hochgeschwindigkeitsnetze wie in Japan oder Frankreich wenig Sinn.»
«Die Inkarnation des Unsinns ist Stuttgart 21, das schlussendlich ein Vielfaches der Bahn 2000 kosten wird. Mit dem wesentlichen Unterschied, dass die Schweiz damit das ganze Netz auf einen komplett neuen Stand gebracht hat und die Fahrzeiten teils massiv reduzieren konnte.»
«Schon Hartmut Mehdorn sagte mir in seiner Zeit als Bahn-Chef, dass man nicht von den SBB, der Schweizer Bahn, auf die DB schliessen könne. Das ist eine schlechte Ausrede. Die Struktur des Bahnnetzes – ein verzweigtes System mit vielen Ballungsräumen – ist in den beiden Ländern (…) identisch. Deutschland ist sogar im Vorteil, weil es durch die grösseren Distanzen zwischen den Bahnhöfen mehr Möglichkeiten gibt, Verspätungen aufzuholen.»
«Die Grünen haben ja auch kein Konzept! (…) Ausserdem will die Partei die Bahn wieder zerschlagen, also in Infrastruktur und Betrieb, so wie es in den Neunzigerjahren vorgesehen war. Das aber wäre der endgültige Ruin.»
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Das Seminar mit Benedikt Weibel: Das Verwaltungsrats-Seminar